Marketing & Kommunikation
Stell dich und dein Team kurz unseren Lesern vor!
Hey! Ich bin die Anja, eine von drei GründerInnen bei FiveTeams. Vom Background her bin ich Ingenieurin mit besonderem Fokus auf Human Factors. Zusammen mit Alessandro, der die Plattform programmiert & Lukas, der vor allem die wirtschaftlichen Belange steuert, bauen wir einen anonymen Job Marktplatz, auf dem sich Talente über ihrem Wunschgehalt abwerben lassen können.
Wie sind die Idee und das Konzept für das Startup entstanden?
Das waren vor allem drei Probleme, die uns gestört haben. Zum einen ist das Gehalt heutzutage noch zu stark durch diskriminierende Faktoren bestimmt. Der “Migration Pay Gap”, sprich der Lohnunterschied zwischen Deutschen und Ausländern trotz gleicher Eignung, liegt bei 15%. Der “Gender Pay Gap” liegt bei 19%. Ich bin selber Ingenieurin und habe gemerkt, dass Frauen oft ein geringeres Gehalt vorgeschlagen bekommen. Oft tun sich Frauen auch schwerer bei Gehaltsverhandlungen.
Darüber hinaus haben wir gemerkt, dass über die gängigen Abwerbekanäle wie z.B. LinkedIn oftmals unpassende Angebote in Massenmails versendet werden. Da kommt es auch schonmal vor, dass man direkt am Arbeitsplatz angerufen wird von verschiedenen Headhunter, die einem dann immer die selben Fragen stellen.
Zu guter letzt wird das Gehalt in unseren Augen viel zu spät im Prozess angesprochen. Niemand sollte drei bis vier Interviews durchlaufen, nur um dann festzustellen, dass der aktuelle Job besser vergütet wird.
Wie funktioniert euer Geschäftsmodell?
Für Talente ist die FiveTeams Plattform komplett kostenfrei. Unternehmen, die über uns Talente abwerben, zahlen eine monatliche Gebühr. Durch unseren skalierbaren “as a service” Ansatz sind wir bis zu 95% günstiger als klassische Personalberater und Headhunter, welche bis zu 35% des Jahresbruttogehalts an Provisionen verlangen.
Was genau macht euer Startup und was ist das Besondere an eurer Geschäftsidee?
Bei uns können sich Fachkräfte, beispielsweise aus dem Marketing oder der Softwareentwicklung, über ihrem Wunschgehalt und komplett anonym von attraktiven ArbeitgeberInnen abwerben lassen. Dabei verfolgen wir einen “Salary first Ansatz”. Unternehmen verpflichten sich vorab zu einer konkreten Gehaltsangabe, welche im Nachhinein nicht unterschritten werden kann.
Durch diesen Ansatz lenken wir den Fokus auf Fähigkeiten und Erfahrungen, weg von diskriminierenden Faktoren wie Herkunft, Geschlecht oder Alter.
Der Prozess sieht dann wie folgt aus. Fachkräfte können sich in weniger als einer Minute mit ihrem LinkedIn Profil oder CV registrieren. Im Anschluss legen sie ihr Wunschgehalt pro Stadt fest, schließen Industrien (z.B. Rüstung) aus und wählen ihre bevorzugte Unternehmensgröße (z.B. Start-Up versus KMU).
Danach lehnen sie sich zurück bis Angebote über ihrem Wunschgehalt eintreffen. Fachkräfte auf unserer Plattform bleiben dabei so lange anonym bis sie einem Interview zusagen.
Wo sitzt Ihr und warum habt Ihr euch für diesen Standort entschieden?
Wir sind in Berlin ansäßig. Das Ökosystem ist hier ja bekanntermaßen einzigartig auch wenn es wegen der Pandemie schwierig ist viel davon mitzunehmen. Zwei von uns drei sind auch gebürtige BerlinerInnen.
Wie habt Ihr die Finanzierung des Startups gestemmt? Habt ihr alles selbst finanziert oder Fremdkapital aufgenommen?
Wir sind bis Ende des Jahres gefördert vom Berliner Startup Stipendium, welches eine Art staatliche Pre-Seed Finanzierung ist mit dem großen Vorteil keine Anteile abgeben zu müssen.
Das sichert allen GründerInnen aktuell den Lebensunterhalt und ermöglicht uns den vollen Fokus auf FiveTeams. Wir haben zudem die ein oder andere Finanzspritze aus Start-up- & Gründer-Wettbewerben erhalten.
Was waren die größten Schwierigkeiten und Hürden, die Ihr auf eurem Gründungsweg überwinden musstet?
Da gab es natürlich einige. Eine große Hürde, welche wir zum Glück meistern konnten, war es, als komplementäres Team zusammenzufinden und die Möglichkeit zu bekommen vollzeit an unserem Vorhaben zu arbeiten.
Darüber hinaus haben wir sehr viel Zeit darin investiert, die Problem- & Wachstumshypothesen hinter FiveTeams zu validieren. In diesem Zusammenhang haben wir sehr viele Interviews und Nutzertests durchgeführt, um das Produkt so nah am Markt wie möglich zu entwickeln.
Was sind aktuell eure größten Herausforderungen?
Wir suchen aktuell eifrig nach neuen Teammitgliedern, die für unsere Vision eines transparenten Arbeitsmarkts ohne Diskriminierungen brennen. Darüber hinaus liegt der Fokus stark auf dem Wachstum der Plattform. Wir wollen bis Ende des Jahres über 1000 aktive Talente auf der Plattform dabei unterstützen, kein Angebot mehr über ihrem Wunschgehalt zu verpassen.
Welche Eigenschaften sind deiner Meinung nach am wichtigsten, um im Marketing erfolgreich zu sein?
Ich denke es ist wichtig ein “Trial and Error” Mindest zu haben. Vor allem im Online Marketing ist heutzutage alles messbar. Daher kann man fast unbegrenzt viele Experimente starten. Darüber hinaus ist die Fähigkeit, richtig mit Daten umzugehen sicherlich von Vorteil. Es ist wichtig Ergebnisse und die dahinter liegenden Annahmen richtig zu interpretieren und einzuordnen.
Wie sieht aktuell eure Arbeitswoche aus?
Aktuell arbeiten wir alle remote. Auch gerne mal aus dem Ausland, das funktioniert sehr gut. Wir versuchen sehr zahlengetrieben und transparent zu arbeiten, jeder kennt die wichtigsten KPIs des Unternehmens und welche Verantwortlichkeiten herrschen. Vor allem Ende der Woche schauen wir uns die Fortschritte an & versuche uns gegenseitig zu unterstützen und Synergien zu schaffen. Am Samstag ist bei uns immer großer content marketing Tag, da dürfen alle kreativ rund werden, rund um die Probleme und Bedürfnisse unserer Zielgruppen-Personas!
- Gab es eine “Pay Gap” Statistik, die euch besonders geschockt hat?
Laut statistischem Bundesamt liegt der Gender Pay Gap im Tech Bereich, worunter auch viele Marketing Disziplinen fallen, sogar bei 27%. Das ist schon eklatant hoch. (Quelle: https://www.destatis.de/DE/Themen/Arbeit/Arbeitsmarkt/Qualitaet-Arbeit/Dimension-1/gender-pay-gap.html)
Was würdest du in der Gründungsphase rückblickend anders machen?
Wir haben am Anfang oft die Einstellung gehabt mit Externen zu arbeiten, um schneller zu sein, anstatt uns wichtiges Wissen selbst anzueignen bzw. in-house zu holen. Gerade als junges Start-Up ist es jedoch wichtig autonom agieren zu können und jede Funktion zu überblicken sowie wertvolles User Feedback an allen Ecken & Enden zu verstehen, um sich stets zu verbessern. Mittlerweile haben wir eine sehr starke “learning” & “do-it-yourself” Kultur.
Und wo geht es hin – Wo seht Ihr euch in 5 Jahren?
Wir wollen Europas größter anonymer Marktplatz werden, auf dem sich Talente über ihrem Wunschgehalt abwerben lassen können. Darüber hinaus wollen wir Unternehmen in real-time Auskunft darüber geben, wie Wahrscheinlich eine Abwerbung bei einem bestimmten Gehalt ist, um Budgets zu optimieren.
Welche wichtige Empfehlungen oder welche Tipps würdest du Gründern und Jungunternehmern mit auf den Weg geben?
Um schnell die wichtigsten Prinzipien, Methoden und Techniken des Gründens sowie der Produktentwicklung zu verstehen, sollte man von den Besten lernen. Hier sind Bücher, Videos oder Zusammenfassungen in Blogs zu empfehlen. Konzepte wie Lean Startup von Erik Ries, Customer Development von Steve Blank oder das Bull´s Eye Framework von Gabriel Weinberg sind in meinem Augen ein toller Einstieg. Dazu ist es wichtig bereit sein die extra Meile zu gehen und viel schnell zu lernen. Als GründerIn ohne technischen Hintergrund kann ich Low bzw. No-Code Tools wie Webflow, Bubble.io, Memberstack oder Zapier empfehlen, um so schnell wie möglich ein MVP zu entwickeln.
Gründungsjahr:
2021
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