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Das Handwerk und die Bauwirtschaft umfassen mehr als 1.000.000 Betriebe. Die Digitalisierung beginnt hier gerade erst. Neben neuen Geschäftsfelder, Kundengenerierung und Sichtbarkeit im Internet steht vor allem auch die Optimierung und Digitalisierung von Arbeits- und Geschäftsprozessen im Vordergrund,
Stell dich und dein Team kurz unseren Lesern vor!
Mein Name ist Martin Urbanek. Ich bin Gründer und Geschäftsführer der openHandwerk GmbH. Mit unserer Cloudsoftware openHandwerk bieten wir eine "Software as a Service"-Lösung für Handwerksbetriebe und Servicegesellschaften zur Digitalisierung von Arbeitsprozessen im Handwerk. Dies reicht von der Auftragsannahme über die Abwicklung bis hin zur Rechnungsstellung. Außerdem enthält die Software ein Angebots- und Rechnungswesen sowie ein Dokumentenmanagementsystem mit Mitarbeiterterminierung sowie Zeiterfassung, Tracking und Performancemessung. Wir wollen mit dem Tool den Handwerksbetrieben Wege in die Digitalisierung und Cloud aufzeigen. Vor allem im Bereich Auftragsverwaltung, Durchführung und Dokumentation möchten wir die Betriebe innovativ unterstützen.
Über eine Anpassung unserer Software an bestehende Prozesse im Betrieb schaffen wir es auch Kunden mit vorhandenen Prozessen von unserer Lösung zu überzeugen.
Wie sind die Idee und das Konzept für das Startup entstanden?
Die Idee ist aus einem konkreten Bedarf entstanden. Wir haben einen Handwerkbetrieb, den ich 2009 gegründet habe, komplett digitalisiert. Begonnen hat alles mit einem cloudbasierten Dokumentenmanagementsystem, das wir in den letzten Jahren immer weiter ausgebaut haben. Dann kamen andere Handwerksbetriebe und Wohnungsverwalter auf uns zu, die an einer Cloudlösung interessiert waren - ohne teure Wartungsverträge, und von überall abrufbar. Ein Handwerksbetrieb, den wir digitalisiert haben, betreut deutschlandweit 600.000 Wohneinheiten in der Instandhaltung und hat erst kürzlich den Digital Champions Award East 2018 der Telekom und Wirtschaftswoche für Digitale Prozesse und Arbeitsabläufe gewonnen.
Wie funktioniert euer Geschäftsmodell?
openHandwerk funktioniert als Software as a Service im Lizenzmodell mit monatlichen Zahlungen. Unser Kunde wählst ein Paket, seine Mitarbeiterzahl und kannst starten. Bei Bedarf unterstützen wir bei der Erstinstallation. Aktuell arbeiten wir in Deutschland vereinzelt auch mit Systemhäusern und Beratern in der Betreuung, da unsere Softwarelösung auch förderfähig ist im Rahmen des Digitalbonus.
Es bestehen keine teuren Wartungsverträge, lange Laufzeiten oder hohe Erstinvestments für die Software. Es muss auch keine Hardware erworben werden. Die openHandwerk App gibt es kostenlos dazu.
Darüber hinaus besteht die Möglichkeit unsere Standardsoftware zu customizen, sprich den bereits bestehenden Prozessen anzupassen gegen einen Mehraufwand.
Was genau macht euer Startup und was ist das Besondere an eurer Geschäftsidee?
openHandwerk ist in der Regel den ganzen Tag im Einsatz und fungiert als Frontend- oder Cockpitsoftware. Mitarbeiter im Büro z.B. sehen, wenn Mitarbeiter zu spät zum Termin in der Instandhaltung kommen. Alle Daten und Dokumente werden in der Software erfasst. Man hat das papierlose Büro.
openHandwerk ist in der Cloud gestartet und ich denke, dass wir sehr schnell gelernt haben auch aus Handwerkersicht worauf es ankommt in der Umsetzung. Viele bereits am Markt gängige Lösungen sind nicht in der Cloud unterwegs und tun sich schwer dies umzusetzen. Selbst die Mehrfachnutzung an verschiedenen Standorten ist für viele schwer darstellbar. Weiter hat bisher eine Lösung mit dem Fokus auf Auftragsverarbeitung und Dokumentation am Markt gefehlt.
Anbieter, die in der Cloud im Bereich Handwerk unterwegs sind kommen meist aus einer anderen Ecke. Die meisten Umsetzungen sind aus einer App entstanden, die jetzt eine Plattform benötigen. Unser Ansatz war genau umgekehrt. Wir hatten erst alle Webfunktionen und haben dann die App als logische Erweiterung raus gebracht. Durch die Vielzahl der bereits bestehenden Funktionen fällt es uns leichter an der ein oder anderen Stelle Funktionen für unsere Kunden zu customizen.
Wo sitzt Ihr und warum habt Ihr euch für diesen Standort entschieden?
Wir sitzen in Berlin. Als Berliner hat mich die Stadt schon immer inspiriert. Berlin war schon früher ein Sammelbecken von Leuten, die einfach gemacht haben. Natürlich hat das heute eine ganz andere Größenordnung angenommen. Berlin zieht Leute an, die was bewegen wollen. Für openHandwerk ist das natürlich toll für Kooperationen und Austausch.
Wie habt Ihr die Finanzierung des Startups gestemmt? Habt ihr alles selbst finanziert oder Fremdkapital aufgenommen?
Wir sind komplett selbst finanziert. openHandwerk finanziert sich als Cloudlösung durch monatliche oder jährliche Lizenzzahlungen der Handwerksbetriebe für die Nutzung der Software.
Wir verkaufen hier zu 90% jahreslizenzen.
Weitere Umsätze werden durch das Customizing generiert: Wir passen unsere Software an bestehende Prozesse in größeren Betrieben an oder programmieren Weiterentwicklungen für Kunden.
Was waren die größten Schwierigkeiten und Hürden, die Ihr auf eurem Gründungsweg überwinden musstet?
Die größte Herausforderung war bisher fokussiert zu arbeiten und nicht zu detailverliebt sich zu verlieren. Durch unseren gewerkeübergreifenden Ansatz und durch die vielen Funktionen ist openHandwerk eher als Cockpit zu sehen. Wenn unsere Kunden die Lösung verstehen und die Möglichkeiten sehen werden schnelle weitere Anwendungswünsche wach! Eine weitere Herausforderung war das Timing an den Markt zu gehen. Vor zwei Jahren wären wir deutlich zu früh gewesen für das Handwerk. Somit konnten wir genug Energie in die Fertigstellung und Weiterentwicklung stecken.
Was sind aktuell eure größten Herausforderungen?
Die größten Herausforderungen bestehen aktuell darin als Startup wichtige Initiativen, Innungen, Handwerkskammern und entsprechende Institutionen für sich zu gewinnen. Industrie und Handel sind hier aktuell deutlich aufgeschlossener.
Was macht Ihr, um Euren Bekanntheitsgrad weiter auszubauen?
In erster Linie haben wir ein aktives Marketing. Wir schauen uns neue Lösungen am Markt an und versuchen sinnvolle Strategien oder Partnerschaften einzugehen.
Fachartikel und Interviews bringen uns weitere Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit. Besonders als Startup im Bereich Bau und Handwerk mit Bezug zu PropTech fühlen wir uns wohl. Redaktionen greifen dieses Thema gerne auf.
Welche Eigenschaften sind deiner Meinung nach am wichtigsten, um im Marketing erfolgreich zu sein?
Das passende Marketing ist bei uns ganz nah an unser Strategie und Philosophie wie wir am Markt wahrgenommen werden möchten.
Wir wollen oipenHandwerk als Marke etablieren. Wir haben eine hohe produkttiefe und finden bei vielen Insellösungen einfach Anschluß. Dies macht das Marekting deutlich einfacher und erhöh unsere Fachlichkeit für spezielle Themen.
Wie sieht aktuell eure Arbeitswoche aus?
Ehrlich gesagt waren meine letzten Jahre als Geschäftsführer der Vallovapor Gruppe deutlich entspannter.
Aktuell fahren wir ein sehr hohes Pensum, aber ich denke der Faktor Spaß oder unser work-life-balance kommt trotzdem nicht zu kurz.
Meine Arbeit fokussiert sich in erster Linie auf Vertrieb und Strategie. Ich denke, dass unsere Programmierer die schlafloseren Nächte haben bei dem was wir noch umsetzen möchten.
Siehst du Google, Amazon und andere Großkonzerne als Gefahr für Handwerksbetriebe? Was können Betriebe unternehmen, um sich zu schützen?
Lokale Betriebe müssen sich bewegen und sich der Digitalisierung gegenüber öffnen. Viele Handwerksbetriebe haben bereits erkannt, dass man sich gerade jetzt in guten Zeiten besser aufstellen muss. Irgendwann werden große oder starre Betriebe verschwinden oder zu Subunternehmern der Digitalindustrie. Uber und Airbnb haben es vorgemacht wie man ganze Branchen verändern kann oder zumindest den alteingesessenen Unternehmen große Marktanteile abnehmen kann. Zugang und Kommunikation entscheidet über die Kundengewinnung. Nicht der beste Handwerker bekommt den Job, sondern der, der zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle ist – online!
openHandwerk kann hier einem Handwerksbetrieb nicht alles abnehmen, aber auf alle Fälle einiges optimieren, etwa die automatisierte Kommunikation mit den Auftraggebern und die Dokumentation sowie Optimierung von Auftragsabläufen. Dies sorgt für zufriedene Kunden, die man langfristig binden kann. Kleine Betriebe haben oftmals nicht die Kapazitäten diese Kommunikation zu bewerkstelligen, große Betriebe sind hier oftmals zu schwerfällig unterwegs in der Kommunikation. Hier sind Amazon und Google aktuell den klassischen Handwerksbetrieben weit voraus!
Wer ist die Zielgruppe von openHandwerk?
Die Zielgruppe sind ganz klar Handwerksbetriebe und Betriebe die Instandhaltungen machen oder einen Kundendienst haben. Wir bieten Lösungen vom Einzelhandwerker bis hin zur Unternehmensgruppe. Vermehrt bekommen wir aktuell Anfragen von produzierenden Unternehmen die dem Handwerk nahestehen, die eine Auftragsverwaltung benötigen oder eine Zeiterfassung bzw. eine standortübergreifende Cloudlösung benötigen. Darüber hinaus versuchen wir natürlich auch Hersteller und Lieferanten für unsere Lösung zu gewinnen sowie die Wohnwirtschaft einzubinden, um mehr in die PropTech-Ecke zu rücken.
Softwarelösungen für Handwerker gibt es ja schon lange. Was macht ihr anders?
Die meisten Softwarelösungen für Handwerksbetriebe sind Festinstallationen oder Netzwerklösungen. Eine innovative, system- und ortsunabhängige Cloud-Lösung gibt es allerdings noch nicht so häufig. Des Weiteren beschäftigen sich die meisten Lösungen mit dem Rechnungswesen oder mit dem CRM (Customer-Relationship-Management) im Bereich Handwerk. Lösungen, die Handwerksbetriebe bei Prozessen und Arbeitsabläufen unterstützen, Kommunikation automatisieren und optimieren sind da eher eine Seltenheit.
Handwerksbetriebe lösen mit unserer Software zwei große Probleme im Handwerk: Zu viele Aufträge mit zu wenig Fachpersonal. openHandwerk sorgt für größtmögliche Effizienz, indem die Aufträge optimal abgearbeitet, terminiert und dokumentiert werden. Dadurch sparen die Handwerksbetriebe auch Geld.
Kleine Betriebe kaufen unsere Lösung im Internet von der Stange und können Prozesse einführen. Für größere Betriebe bieten wir ein Customizing. Wir können also unsere Software an bestehende Prozesse in Betrieben anpassen, ohne gleich im klassischen Projektgeschäft zu landen, das wesentlich teurer in der Umsetzung ist und mehr Kapazitäten im Handwerksbetrieb bindet
Was würdest du in der Gründungsphase rückblickend anders machen?
Ich denke, bei jeder Unternehmensgründung lernt man dazu. Weiter denke ich, dass unsere Fehler, sofern man von Fehlern sprechen kann bisher überschaubar waren. Auf alle Fälle mussten wir uns mit der Kundengruppe "Handwerk" umfangreich auseinandersetzen. Wir haben schnell gelernt, dass Handwerksbetriebe nach einer Lösung aus einer Hand suchen und keine verschiedenen Insellösungen möchten.
Und wo geht es hin – Wo seht Ihr euch in 5 Jahren?
Der Weg von openHandwerk geht mittelfristig ganz klar in den Bereich PropTech. Wir sind aktuell auf der Suche nach Hausverwaltungen für Pilotprojekte. Als Startschuss haben wir uns das vierte Quartal 2018 gesetzt. Weiter suchen wir den Kontakt zu Herstellern und zur Industrie,
Langfristig sehe ich openHandwerk als Bindeglied zwischen Auftraggebern und Handwerksbetrieben mit Anbindung in der Beschaffung. Unser Kunde bleibt auch in den nächsten Jahren ganz klar der Handwerksbetrieb, aber wir wollen die möglichen Partner, die Handwerksbetriebe mit sich bringen einbinden.
Der Markt beginnt sich gerade zu öffnen. Handwerksbetriebe suchen gerne Lösungen komplett aus einer Hand. Ich denke wir haben die nötige Produkttiefe und die nötigen Weichen gestellt hier den Bedarf zu decken, um einen erheblichen Teil des Marktes zu erreichen.
Welche wichtige Empfehlungen oder welche Tipps würdest du Gründern und Jungunternehmern mit auf den Weg geben?
Es sind mehrere Fragen mit denen man sich beschäftigen sollte. Was kann mein Produkt besser als andere? Welche Probleme löst es und sind Kunden bereit für mein Produkt oder meine Idee zu bezahlen? Ist es nach oben einfach skalierbar? Außerdem finde ich es persönlich hilfreich, Produkte mit Pilotkunden zu entwickeln, zumindest im B2B-Bereich, um schnell zu lernen und den Markt besser zu verstehen.
Gründungsjahr:
2018
Kontakt
openHandwerk GmbH
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